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DAS BUCH JESAJA Kapitel 5

Kapitel 5

Das Lied vom Weinberg: 5,1-7

51 Ich will ein Lied singen von meinem geliebten Freund, ein Lied vom Weinberg meines Liebsten. Mein Freund hatte einen Weinberg auf einer fruchtbaren Höhe. 2 Er grub ihn um und entfernte die Steine und bepflanzte ihn mit den edelsten Reben. Er baute mitten darin einen Turm und hieb eine Kelter darin aus. Dann hoffte er, dass der Weinberg süße Trauben brächte, doch er brachte nur saure Beeren. 3 Nun sprecht das Urteil, Jerusalems Bürger und ihr Männer von Juda, im Streit zwischen mir und dem Weinberg! 4 Was konnte ich noch für meinen Weinberg tun, das ich nicht für ihn tat? Warum hoffte ich denn auf süße Trauben? Warum brachte er nur saure Beeren? 5 Jetzt aber will ich euch kundtun, was ich mit meinem Weinberg mache: Ich entferne seine schützende Hecke; so wird er zur Weide. Seine Mauer reiße ich ein; dann wird er zertrampelt. 6 Zu Ödland will ich ihn machen. Man soll seine Reben nicht schneiden und soll ihn nicht hacken; Dornen und Disteln werden dort wuchern. Ich verbiete den Wolken, ihm Regen zu spenden. 7 Ja, der Weinberg des Herrn der Heere ist das Haus Israel und die Männer von Juda sind die Reben, die er zu seiner Freude gepflanzt hat. Er hoffte auf Rechtsspruch - doch siehe da: Rechtsbruch, und auf Gerechtigkeit - doch siehe da: Der Rechtlose schreit.

Sechs Weherufe über das trotzige Israel: 5,8-24

8 Weh euch, die ihr Haus an Haus reiht und Feld an Feld fügt, bis kein Platz mehr da ist und ihr allein im Land ansässig seid. 9 Meine Ohren hören das Wort des Herrn der Heere: Wahrhaftig, alle eure Häuser sollen veröden. So groß und schön sie auch sind: Sie sollen unbewohnt sein. 10 Ein Weinberg von zehn Morgen bringt nur ein Bat Wein, ein Hómer Saatgut bringt nur ein Efa Korn. 11 Weh euch, die ihr schon früh am Morgen hinter dem Bier her seid und sitzen bleibt bis spät in die Nacht, wenn euch der Wein erhitzt. 12 Bei ihren Gelagen spielt man Zither und Harfe, Pauken und Flöten; aber was der Herr tut, beachten sie nicht, was seine Hände vollbringen, sehen sie nicht. 13 Darum muss mein Volk in die Verbannung; denn es hat keine Erkenntnis. Seine Reichen sterben vor Hunger, die Masse der Armen verschmachtet vor Durst. 14 Darum sperrt die Unterwelt ihren Rachen auf, maßlos weit reißt sie ihr Maul auf, sodass des Volkes Pracht und Reichtum hinabfährt, der ganze lärmende, johlende Haufen. 15 Die Menschen müssen sich ducken, jeder Mann muss sich beugen, die stolzen Augen werden sich senken. 16 Doch der Herr der Heere ist erhaben, wenn er Gericht hält, durch seine Gerechtigkeit erweist der heilige Gott sich als heilig. 17 Dann grasen dort Lämmer wie auf der Weide, in den Ruinen weiden fette Schafe. 18 Weh euch, die ihr die Strafe wie mit Ochsenstricken herbeizieht und die Sünde wie mit Wagenseilen. 19 Ihr sagt: Was er tun will, das tue er schnell; er soll sich beeilen, damit wir es sehen; was der Heilige Israels plant, treffe bald ein; wir wollen es wissen. 20 Weh denen, die das Böse gut und das Gute böse nennen, die die Finsternis zum Licht und das Licht zur Finsternis machen, die das Bittere süß und das Süße bitter machen. 21 Weh denen, die in ihren eigenen Augen weise sind und sich selbst für klug halten. 22 Weh denen, die Helden sind, wenn es gilt, Wein zu trinken, und tapfer, wenn es gilt, starke Getränke zu brauen, 23 die den Schuldigen für Bestechungsgeld freisprechen und dem Gerechten sein Recht vorenthalten. 24 Darum: Wie des Feuers Zunge die Stoppeln frisst und wie das Heu in der Flamme zusammensinkt, so soll ihre Wurzel verfaulen und ihre Blüte wie Staub aufgewirbelt werden. Denn sie haben die Weisung des Herrn der Heere von sich gewiesen und über das Wort des Heiligen Israels gelästert.

Die Ankündigung der assyrischen Invasion: 5,25-30

25 Darum entbrennt der Zorn des Herrn gegen sein Volk; er streckt seine Hand aus gegen das Volk und schlägt zu. Da erzittern die Berge und die Leichen liegen auf den Gassen wie Abfall. Doch bei all dem lässt sein Zorn nicht nach, seine Hand bleibt ausgestreckt. 26 Er stellt ein Feldzeichen auf für ein Volk in der Ferne, er pfeift es herbei vom Ende der Erde und schon kommen sie eilig heran. 27 Kein Müder ist unter ihnen, keiner, der stolpert, keiner, der einnickt und schläft. Bei keinem löst sich der Gürtel von den Hüften, noch reißt ein Schuhriemen ab. 28 Ihre Pfeile sind scharf, alle ihre Bogen gespannt. Die Hufe ihrer Pferde sind hart wie Kiesel, die Räder sausen dahin wie der Sturm. 29 Es ist ein Lärm wie das Brüllen des Löwen, wie wenn ein Junglöwe brüllt. Er knurrt und packt seine Beute, er schleppt sie fort und niemand reißt sie ihm weg. 30 Und es dröhnt über ihnen an jenem Tag wie das Brausen des Meeres. Wohin man blickt auf der Erde: nur Finsternis voller Angst; das Licht ist durch Wolken verdunkelt.