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An diesem Tage ging zur seligen Ruhe der Heilige MARTINIANUS

An diesem Tage ging zur seligen Ruhe der Heilige MARTINIANUS. Dieser Heilige war von Jugend auf Mönch bei einem heiligen Greis. Dann begab er sich nach dem Berge bei Cäsarea in Palästina, welcher Gabal El-Safina, d.h. der Schiffberg, genannt wird. Martinianus machte viele gottesdienstliche Übungen. Als Martinianus sich hier 66 Jahre aufgehalten und sein Ruf sich verbreitet hatte, hörte von ihm eine berüchtigte Sünderin und sagte zu einigen, die sich über seine hohen Tugenden unterhielten: Wie lange wollt ihr Martinianus noch loben? Er ist in einer öden Gegend, wo er das Gesicht einer Frau nicht zu sehen bekommt. Wenn Martinianus mich sähe, würde sein Gottesdienst bald schlechter werden und es mit seiner Keuschheit trübe aussehen. Da indes jene seine Frömmigkeit kannten, widersprachen sie ihr darin. Diese Frau machte also mit ihnen eine Wette um irgendetwas, dass sie gehe und Martinianus zur Versündigung mit ihr verführen wolle. Sie machte sich dann gleich auf, nahm Schmucksachen und viele wohlriechenden Essenzen, was alles sehr kostbar war, mit sich, angetan mit gewöhnlichen, abgetragenen Kleidern, das Gesicht verhüllt, die Schmuck- und Bekleidungssachen in einem Beutel gebunden. Hierauf versteckte sie sich an einer Stelle nahe bei seiner Wohnung, bis der Tag sich zum Abend neigte, klopfte dann an seiner Tür und bat um eine Unterkunft bei ihm bis zum Morgen. Der Heilige Martinianus war unschlüssig, was er mit ihr anfangen sollte. Sollte er sie nun draußen alleine lassen, wo die wilden Tiere sie fressen würde, oder sollte er sie einlassen? Aber dann wäre der Kampf um ihre Lage bei ihm sehr heftig. Endlich öffnete Martinianus ihr und ging nach einer anderen Seite. Nun kleidete sie sich und putzte sich und war plötzlich vor Martinianus. Die Frau verlangte, dass er bei ihr schlafen solle. Sie fing an, mit ihm schön zu tun und sagte: Hier ist niemand, der uns sieht. Als der Heilige Martinianus sich überzeugte, dass es eine Nachstellung von dem Erzfeind sei, sprach er: Entschuldige, dass ich erst nach dem Wege sehe, weil oft Leute zu mir zu kommen pflegen. Als Martinianus draußen war, fing er an, ein Feuer anzuzünden und stürzte sich hinein, indem er sagte: Wenn Du über die Hölle mächtig bist, so scher Dich fort, samt Deinen Sünden. Nun verbrannten ihm die Füße und die Finger. Da Martinianus der Frau zu lange ausblieb, ging sie hinaus, um nachzusehen. Sie traf Martinianus in diesem Zustande, wie er sich selbst ins Feuer warf. Sie fürchtete sich, ihre Sinne schwankten und als sie wieder zu Bewusstsein kam, zog sie ihre Kleider aus, warf sich Martinianus zu Füßen und bat, dass er ihre Seele rette. Nun fing Martinianus an, sie zu ermahnen, stellte ihr die Vergänglichkeit dieser Welt und ihre Freuden vor und sprach zu ihr: Es geht nicht an, dass wir an ein und derselben Stelle bleiben. Martinianus ging mit ihr nach einem der Nonnenklöster und empfahl sie der Aufsicht der Mutter. Sie führte auch ihre übrige Lebenszeit einen dem Herrn wohlgefälligen Wandel, erreichte einen hohen Grad, erhielt die Gabe der Heilung und heilte viele Kranke. Was den Abba Martinianus betrifft, fürchtete er, der Feind werde zu ihm ein anderes Weib schicken. Martinianus ging deshalb nach einer Insel, mitten im Meere, und wohnte hier. Er traf einen Schiffer, welcher für seinen Unterhalt sorgte und seine Handarbeiten verkaufte. Als Martinianus sich hier einige Zeit aufgehalten hatte, ereignete es sich, dass ein Schiff unterging. Eine Frau klammerte sich an ein Holz und die Wellen warfen sie auf diese Insel. Als Martinianus sie sah, war er unschlüssig, ob er mit ihr bleiben könne. Martinianus überließ ihr die Insel, nachdem er ihr die Kleidung der Nonnen angezogen, für sie Speisen zubereitet und ihr eröffnet hatte, dass er nicht mit ihr zusammen wohnen könne. Martinianus warf sich dann selbst ins Meer. Ein Delphin trug ihn und brachte ihn auf das Festland. Von dieser Zeit an hatte Martinianus keinen bleibenden Wohnsitz, sondern er ging in den Bergen, Wüsten und Städten umher, bis er 150 Städte durchwandert hatte, ohne in irgendeiner länger als einen Tag zu verweilen. Zuletzt schloss Martinianus sich selbst ein. Als er merkte, dass er diese Welt verlassen würde, ließ Martinianus den Bischof in die Kirche einladen und erzählte ihm seine Geschichte vom Anfang bis zum Ende. Da wunderte der Bischof sich über ihn, besonders über den verbrannten Körper. Dem Bischof war vorher der Engel des Herrn erschienen und hatte ihm gesagt: Gehe hin und sorge für den Körper des Heiligen Martinianus. Dann befahl Martinianus seinen Geist in die Hand des Herrn. Sie hüllten seinen Körper in Totenkleider und begruben ihn. Für die Frau, welche auf der Insel geblieben war, sorgte jener Schiffer, bis sie zur seligen Ruhe ging. Dann fand der Schiffer ihren Körper weiß wie Schnee und trug ihn nach seiner Stadt. Das Gebet beider behüte uns. Amen!